Partnerschaft mit Ruanda besiegelt

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Schuldirektor der Partnerschule aus Kirehe zu Gast – Festabend in der Aula mit Eindrücken aus dem Herzen Afrikas.

Eines der wichtigen Aufgabengebiete im Programm der UNESCO-Projektschulen ist die Arbeit im Themenfeld „Entwicklungszusammenarbeit – Dritte Welt/Eine Welt“.

Häufig wird dies dann – neben der Behandlung im Unterricht und beim Projektlernen – durch die Unterstützung im Rahmen einer Schulpatenschaft in Form von Geld-oder Sachspenden für konkrete Projekte realisiert. Die IGS Ingelheim hat sich zum Ziel gesetzt, eine darüber hinaus gehende Schulpartnerschaft „auf Augenhöhe“ (J. Wawrzyniak) in die Tat umzusetzen, die eine nachhaltige Wirkung entfalten und den Schülerinnen und Schülern der beiden Partnerschulen in Rusomo (Distrikt Kirehe) und Ingelheim in konkreten Projekten eine kontinuierliche Zusammenarbeit ermöglichen kann. Neben dem im folgenden Text genannten Solarstrom-Projekt sind Schüler-Workshops im Verbund mehrerer UNESCO-Projektschulen geplant; außerdem sollen mit Unterstützung des Büros des Partnerschaftsvereins Rheinland-Pfalz – Ruanda in Kigali für interessierte Schüler/innen Praktika in Ruanda vermittelt werden. An der Arbeit in der „Eine Welt-AG“ oder in der „UNESCO-AG“ interessierte Schüler/innen melden sich bitte bei A. Backe und H. Berkessel. In Kürze wird neben dem Plakat zur Ruanda-Partnerschaft ein Info-Tisch zur Verfügung stehen, auf dem Materialien zum Mitnehmen ausliegen. Hier sei insbesondere auf die Zeitschrift „Ruanda-Revue“ des Partnerschaftsvereins Rheinland-Pfalz – Ruanda verwiesen, in deren aktueller Ausgabe (2/2011) sich u. a. ein lesenswerter Artikel über die Schulpartnerschaft der UNESCO-Projektschule Siedlungsgrundschule Speyer befindet, deren Vertreter ja auch maßgeblich zur Gestaltung unseres Ruanda-Abends beigetragen haben.

Nachfolgend drucken wir einen Bericht der Ingelheimer Allgemeinen Zeitung nach, der die Auftaktveranstaltung zur konkreten Umsetzung der Partnerschaft dokumentiert. Wir danken dem Autor Andreas Görner und der Redaktion für die Genehmigung zum Nachdruck.

Seit vergangenem Jahr pflegt die Integrierte Gesamtschule (IGS) Kurt Schumacher eine Partnerschaft mit einer ruandischen Schule. Bestand der Kontakt bislang ausschließlich auf schriftlicher Ebene, besuchte jetzt erstmals der Leiter dieser Schule die IGS in Ingelheim.

Erfahrungen und Perspektiven mit einer Schulpartnerschaft standen im Mittelpunkt eines Ruanda-Abends, der jetzt in der Aula der IGS über die Bühne ging.

„Trauma des Bürgerkriegs ist noch immer spürbar“

Vier ruandische Trommler von der Gruppe Abakaraza eröffneten lautstark den Abend und machten die Lebensfreude, die Musikalität und den Rhythmus Afrikas spürbar. Hildegard Möller und Günter Zimmermann von der Siedlungsgrundschule aus Speyer berichteten von ihrem erfolgreichen Projekt, das Vorbild für die Ingelheimer Partnerschaft geworden ist. Zuerst stellten sie das kleine Land im Herzen Afrikas vor, sie zeigten Bilder von Streusiedlungen, die sich wie Perlenketten entlang der Straßen ziehen, intensive Terrassen-Landwirtschaft mit sehr gutem Kaffee, im Land unerschwinglich, nur für den Export bestimmt. „Das Trauma des Bürgerkrieges ist noch spürbar im Land und zugleich viele Ansätze der Versöhnung und des Aufbruchs. In der Hauptstadt Kigali wachsen die Hochhäuser in den Himmel, alles ist sehr sauber, Plastiktüten sind verboten. Der Präsident will das Land als innovativen IT-Standort in Afrika mit der asiatischen Wirtschaftsmetropole Singapur verbinden“, erläutert Hildegard Möller. „Kinder und Kirche sind der Mittelpunkt, um den sich das Leben in Ruanda dreht. Am Sonntag ist der Gottesdienst der zentrale Treffpunkt der Gemeinde und der Höhepunkt des Tages. Bei unserem Besuch wurden in diesem Gottesdienst 50 Kinder getauft und der Pfarrer versicherte mir, dass jeden Monat ein solcher Taufgottesdienst stattfindet.“

Emmanuel Musonera, Direktor der Partnerschule der IGS in Rusomo im Distrikt Kirehe im Südosten Ruandas, ist derzeit zusammen mit acht Kollegen zu einem Studienbesuch in Rheinland-Pfalz. Seine Schule hat rund 400 Schüler, die von 16 Lehrern unterrichtet werden, eine Klasse hat rund 50 Schüler. Ein kurzes Video gibt Einblick in den Alltag der Schulkinder in Ruanda, zeigt ihre Klassenzimmer und ihr gemeinsames Lernen und vor allem auch ihre überschäumende Lebensfreude. Der Direktor berichtete, dass die Idee zu einer Schulpartnerschaft 2007 entstand, als Hildegard Möller zu einem Besuch in einer Nachbarschule weilte. Sie bemerkte, wie leer die Regale in der Schulbücherei waren, den Anfang bildete daher ein Karton mit französischen Klassikern für die Bibliothek der Schule.

Daten und Fakten zu unserer Partnerschule Ecole Secondaire de Rusumo

  • Schule der Sekundarstufe (Klassen 7 – 12)
  • ca. 400 Schüler
  • 16 Lehrer
  • Klassenstärke: ca. 50 Schüler pro Klasse
  • Einteilung des Schuljahres in Trimester
  • Internat (Schüler bleiben auch am Wochenende)
  • Berufe der Eltern: 90% Bauern, 10% andere Berufe
  • Dud

Briefe von ruandischen Schülern im Gepäck

Dann kam ein Brief von der IGS in Ingelheim, die beiden Schulen waren von der zentralen Koordinierungsstelle einander zugeteilt worden, und dann ging es Schritt für Schritt. „Ich habe Briefe von etwa 20 Schülern dabei, die in englischer Sprache ihren Altersgenossen in Deutschland vom Leben in Ruanda schreiben“, freut sich der Direktor. Auf die Heimreise kann er die Briefe von 12- bis 13-jährigen deutschen Schülern mitnehmen, die im Gegenzug beschreiben, wie es sich hier lebt.

IGS-Schulleiter Jürgen Wawrzyniak und sein ruandischer Kollege besiegelten die Partnerschaft jetzt mit dem Austausch von Geschenken. Die Kooperation wird aber nicht symbolisch bleiben, sondern auf Nachhaltigkeit auf Augenhöhe setzen. Unter anderem wird es ein Projekt zum Thema Solarstrom geben, an dem Schüler in Kirehe und Ingelheim gemeinsam über die Distanz hinweg arbeiten werden.

Andreas Görner

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