Klaus Zehrfeld - ein Nachruf

(Kommentare: 2)

Liebe Schulgemeinschaft, uns vereint, dass wir erschrocken vor dem Sterben von Dr. Klaus Zehrfeld stehen und um diesen Menschen trauern, der unsere IGS Kurt Schumacher als Schulleiter von 1992 bis 2006 aufgebaut und geprägt hat.

Die IGS war sein Kind. Wie viel Herzblut, Idealismus und Energie hat er in dieses Kind investiert! In unserer Anzeige formulieren wir: Du hattest die Begeisterung, ein Samenkorn zu pflanzen und entstanden ist ein Biotop. Du warst Pionier, auch darin, dass du die richtigen Gärtner um dich zu scharen wusstest, die für die tägliche Versorgung der Keimlinge sorgten.
Dr. Klaus Zehrfeld war hartnäckig, manch einer mag ihn als anstrengenden Rebell empfunden haben, wenn er zur Verwirklichung seiner Idee von Schule bei Kreisverwaltung und Schulaufsichtsbehörden nicht locker ließ.

Die Architektur, der Steinhof, der Teichhof, die Pflanzeninseln im Schulhaus, eine Aula, in der Theater gespielt werden kann, Konzerte aufgeführt werden. Da setzte er sich gegen manche Vorschriften durch.
Klaus, der Künstler, der Theaterfan, der an Fastnacht verkleidet herumalberte, der aber auch die Busaufsicht übernahm, der im ersten Projekt als unvergessener Indianerhäuptling mit den Schülern ums Feuer sprang, der einen eher schwierigen Schüler auf die Bühne holte und unter dem Jubel der Mitschüler zum Star erhob –ja, er wirkte – er wirkte mitreißend als Pädagoge. Sein Ideenreichtum begeisterte Schüler, Eltern und Lehrer. Manchmal musste er darin gebremst werden, damit die Schulgemeinschaft noch mitkam.

Er war der pädagogische Visionär, die große Inspiration und Verkörperung einer kulturellen Schule. Das Profil seiner Schule umfasste neben der Stoffvermittlung das Erleben von Schule als einen Ort des Miteinander, der Konfliktlösung, des kulturellen Erlebens, der Öffnung nach außen. Schule sollte ein Ort sein, wo Demokratie erlebt und erlernt wurde.

Die ganze Familie ist mit unserer Schule verbunden, Max und Jule als SchülerInnen und seine Frau, Beate Zehrfeld, als Schüler-Mutter, engagiert für die Schule im Basarkreis und als eine Säule der Cafeteria.

Der Charme und das Charisma, die Lebendigkeit, die er zuletzt noch bei der Einweihung des Sportplatzes zeigte, das war eine Seite.

Für mich war Klaus Zehrfeld aber auch der Mensch, der sich nach Harmonie sehnte hat und darunter litt, wenn es Konflikte und Brüche gab. Licht und Schatten kannte er gut, immer suchte er seinem Leben durch sein Tun Sinn abzutrotzen. Er suchte unermüdlich nach der tiefen Wahrheit hinter den Dingen, zweifelte, verzweifelte auch manchmal. Darin drängt sich mir der Bezug zu Goethes Faust auf. In seinem künstlerischen Arbeiten und in der Pflege des Gartens fand er eine Erfüllung, die seinem intelligenten und rastlosen Geist wohl taten.

Tiefe Dankbarkeit, Bewunderung und Liebe weiß ich, empfand er seiner Frau gegenüber. Sie war die Wärme und Zuversicht, das Rückgrat in seinem Leben, und eine konstante seelische Stütze im Hintergrund. Mit fast demütigem Staunen erfüllte ihn das Wunder, Kinder haben zu dürfen, sie aufwachsen zu sehen und zu erleben, wie sie zu wunderbaren Erwachsenen wurden, das war das größte Geschenk seines Lebens. Das, liebe Jule, lieber Max, erzählte er mir bei unserer letzten Begegnung. Vielleicht ist euch das ein kleiner Trost in eurer Trauer.

Lieber Klaus, die Schulgemeinschaft deiner IGS Kurt Schumacher, dankt dir von Herzen. Du hast Spuren hinterlassen, du hast den Weg gewiesen, wir hoffen, dass wir ihn weitergehen können.

Wir trauern mit seiner Familie und wünschen ihnen viel Kraft.

Mögen sie Trost finden und Helligkeit in ihren Herzen.

Für die Schulgemeinschaft, Gisela Schlarp, 12. Dezember 2014

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Kommentare

Kommentar von Karina |

Wir werden dich vermissen, Klaus!

Kommentar von Johannes Kramer |

Liebe Schulgemeinschaft, sehr geehrte Frau Schlarp!
Gerade eben hatte ich auf Ihrer Website vom plötzlichen Tod Klaus Zehrfelds erfahren und Ihren sehr einfühlsamen und schönen Nachruf gelesen.
Ich kannte ihn, weil ich bei ihm die Referendarausbildung machte.Das war 1981, damals war er noch Lehrer an der Georg -Hauptmann -Schule in Wiesbaden. Es war ein schwieriges Verhältnis, was wir hatten, aber Sie haben vollkommen richtig hervor gehoben :
Er war ein sehr sehr intensiver und äußerst ungewöhnlicher Mensch, eine Persönlichkeit mit vielen Facetten, ein Mensch, den man und frau einfach nicht vergisst.
Es tut mir sehr leid, diese Nachricht lesen zu müssen und ich denke jetzt auch an seine Familie, an Beate, von der er immer viel erzählte.
Herr Zehrfeld hatte eine ungeheuer intensive Art, seine Vision von Schule , für die er das Wort vom Soziotop prägte, zu vermitteln.
Wir haben oft über Reformpädagogik, über Freinet und andere Modelle, gesprochen, ich selbst habe später eine Ausbildung zum Waldorflehrer gemacht. Er hat mir mit Sicherheit in dieser Hinsicht viele Impulse gegeben. Ich habe von ihm einiges gelernt.
Ein Problem hatte ich mit ihm, dss ich nicht verschweigen möchte: seine Intensität tendierte zuweilen dahin die Dinge zwingen zu wollen. Das konnte soweit gehen, dass man sich als Mensch und Kollege nicht mehr frei gelassen fühlte, und das war auch mein Problem, das ich mit ihm hatte.
Ich weiß nicht, was jetzt mit meiner Nachricht geschieht, ich habe einfach spontan reagiert und wollte meine Betroffenheit und mein Beileid ausdrücken.
Seien Sie alle herzlich gegrüßt
Johannes Kramer
Königstein im Taunus

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